Zusammenfassung
Es ist schwierig mit der Lokalpolitik … die einen Parteivertreter wollen dies, die anderen jenes, nur scheinen die meisten nicht verstanden zu haben, dass es im Düsseldorfer Süden manch Öffentliche Güter dringender braucht als andere, dazu zählen insbesondere:
- Bezahlbarer Wohnraum
- Vorschulische Kinderbetreuung (Kindertagesstätten und -gärten)
- Plätze an (modernen) Ganztagsgrundschulen
Die Grünen z.B. wollen ernsthaft die Pläne aus den frühen 70er Jahren nochmal prüfen lassen, in denen eine Verlängerung der Straßenbahnstrecke, die heute am Botanischen Garten endet, bis zu uns beschrieben wurden. Dass von 1974 bis 1979 zwischen der Universität und Wersten ein kleiner Botanischer Garten gebaut wurde, scheint ihnen entgangen zu sein. Lieber Ernst Welski, das geht nicht, gucken Sie sich einfach mal einen aktuellen Stadtplan an, denken ein bisschen nach und sagen dann mal nichts. Es schadet nicht.
Die CDU Fraktion in der BV 9 wird am 22. November einen Antrag einreichen, dass auf dem Gelände eine Grundschule mit Sporthalle gebaut wird. Das ist eine erstaunlich kluge Idee, denn der Mangel an Grundschulplätzen im Stadtteil ist eklatant.
Von der alternativen Idee, die Fläche für Einfamilienhäuser auszuweisen, halte ich nichts. Die Lebenshaltungskosten in Mehrfamilienhäusern sind deutlich niedriger. Für Einfamilienhäuser eignet sich wahrscheinlich das Gebiet westlich der Ickerswarder Str. in Himmelgeist (gegenüber ALDI) besser.
Die Verwaltung der Stadt Düsseldorf hingegen plant einen provisorischen Park+Ride Platz, um 130 Fahrzeugen einen Stellplatz zu bieten. Der durchschnittliche Besetzungsgrad im Berufsverkehr liegt allerdings bei etwa 1,2 Personen pro PKW, ansonsten bei 1,42 Personen je PKW. Nehmen wir mal großzügig an, dass an jedem Arbeitstag 185 Personen (130 x 1,42) diesen Parkplatz als Berufspendler benutzen, dann kann die Rheinbahn damit einen (!) Solobus der Linie SB57 mit etwa 40 Sitzplätzen sowie einen (!) Gelenkbus der Linie M3, der Platz für etwa 150 Fahrgäste bietet, auslasten.
Die Kosten
Ein Stellplatz hat mind. 2,3m x 5m groß zu sein. Das sind 11,5m². Die Gesamtfläche der Stellplätze beträgt somit 1.495m²
Die Fahrgassen müssen bei dieser Größe der Stellplätze, die im 90° Winkel angelegt werden, mind. 6,5m breit sein.
Die Fläche der Fahrgassen ohne Querverbindungen und Zufahrten beträgt somit 6,5m x 2,3m x 130 = 1.943,5m².
In Summe müssen also mind. 3.438,5m² gepflaster werden. Wenn man die Querverbindungen und Zufahrten hinzurechnet, kommt man gut und gerne auf 4.000m².
Die Arbeitskosten von Aushub bis zu den Pflasterarbeiten liegen pro Quadratmeter bei ca. 75€. Dazu kommen noch Materialkosten von mind. 25€.
Ergo, liegen die einmaligen Kosten bei mind. 400.000 €. Da öffentliche Bauprojekte im Schnitt 73% teurer werden als gedacht, gehe ich ab sofort von 700.000€ Baukosten aus. In jedem Jahr der Nutzung kommen dann noch Wartung, Grünschnitt usw. hinzu.
Kosten & Nutzen Analyse
Im Schnitt arbeiten Arbeitnehmer an 220 Arbeitstagen im Jahr (abzgl. Krankheit). 220 Arbeitstage x 185 Pendler ergibt 40.700 Fahrten in die Innenstadt oder bis zum Südpark, die vom ÖPNV übernommen werden könnten. Die Anzahl der Rückfahrten ist in gleicher Höhe anzusetzen.
Wenn das Provisorium ein Jahr Bestand hat, wird jede Fahrt aufgrund der Baukosten mit gut 8,5€ subventioniert, bei zwei Jahren mit ca. 4,5€, usw..
Die Rheinbahn legt im Schnitt an 365 Tagen im Jahr 530.000 Fahrten zurück. Die Stadt zahlt dafür im Jahr ca. 45.000.000 €. Jede Fahrt wird derzeit also mit ca. 25 Cent durch die Stadt subventioniert.
Nochmal für Doofe. Die Kosten des provisorischen P+R Platzes, umgelegt auf die Fahrten der Berufspendler, bedeutet bei einjähriger Nutzung eine 34mal höhere Subvention der Fahrten als üblich.
Oder anders gesagt, mit der Kohle, die für eine vierjährige Nutzung des Provisoriums (!) ausgegeben wird, könnte man in dieser Zeit auch 200 Pendlern das Ticket2000 im Abo bezahlen. Das hätte den selben Effekt, ohne dass 4.000m² versiegelt werden müssen.
+++ Update 12.11.2019 +++
Antenne Düsseldorf berichtet heute von den Plänen der Stadt. https://www.antenneduesseldorf.de/artikel/parkplatz-an-der-ickerswarder-strasse-in-planung-399411.html
Und RP-Online erwähnte schon am 25. Oktober die Überlegungen, auf dem Gelände evtl. sogar eine neue Grundschule zu bauen. In diesem Artikel steht auch, dass die neuen Haltestellen bereits zum Fahrplanwechsel am 7. Januar angefahren werden sollen.
+++ Update 03.09.2019 +++
RP-Online fasst den aktuellen Stand der Planungen in diesem Artikel zusammen. Mir scheint es, als würde da eine Infrastruktur geplant deren sinnvolle Nutzung von der Rheinbahn abhängt, die noch nicht richtig eingebunden wurde.
Ich bleibe dabei, ohne Anbindung an das Schnellbusnetz der Rheinbahn wird es keine signifikante Nutzung der Anlage geben. Bushaltestellen auf der Münchener Str. dürften für die Busfahrer*innen eine Herausforderung werden. Zwar soll auf dem vorgelagerten Teilstück die Geschwindigkeit auf 50km/h in Richtung Innenstadt begrenzt werden, doch ohne steuernde Wirkung einer Ampelanlage wird das Wiedereinfädeln, nicht nur im Berufsverkehr, sehr gefährlich.
+++ Update 01.09.2019 +++
Laut Beschlussvorlage und Anlage 11 der gemeinsamen (?) Sitzung von Ausschuss für Umweltschutz, Ordnungs- und Verkehrsausschuss, Bezirksvertretung 9, Bezirksvertretung 3, Bezirksvertretung 1 am 28.08.2019 soll doch eine Anbindung der P+R Fläche an das Fernnetz der Rheinbahn eingerichtet werden. Hierzu sollen an der Kreuzung Münchener Straße / Ickerswarder Str. Bushaltestellen für die Linien SB57 und M3 eingerichtet werden. Diese Information lag vor einer Woche noch nicht vor.
Ferner soll die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem vorgelagerten Teil der Münchener Straße in Richtung Innenstadt auf einer Strecke von ca. 100m von 70 auf 50 km/h reduziert werden, um den Bussen nach dem Fahrgastwechsel an der neuen Haltestelle ein verkehrssicheres Einfädeln in den Verkehrsfluss zu ermöglichen. Geplant ist, das Einfädeln dereinst mit einer Ampelanlage abzusichern.
Die Erschließung des P+R Platzes soll über die bestehende Zufahrt zu den Kleingärten erfolgen. Ohne Ampelanlage dürfte das im Berufsverkehr interessant werden … Die BV9 hatte diese Idee schon bei der Vorstellung der Planungen einer Wohnbebauung als kritisch bezeichnet.
+++ Original-Blog vom 24.08.2019 +++
Eine vorübergehende Nutzung der Fläche an Münchener/ Ickerswarder Straße als Park-and-Ride-Platz ist keine gute Idee. Die Umsetzung wird viel Geld kosten und nur wenig Nutzen bringen. Die Fläche soll an den Zubringerverkehr der Linien 731 und 735 angebunden werden, während SB57 Richtung Uni & Garath sowie der M3 in Richtung Innenstadt vorbeirauschen.
Es gibt mal wieder eine neue Idee seitens der Stadtverwaltung. Man möchtet auf der Brachfläche hinter unserem Haus, die dereinst landwirtschaftlich genutzt wurde und sich seit der Erschließung für 1,6 Millionen € in 2017 zu einem Biotop mit Wildpflanzen, Bienen, Schmetterlingen & Co entwickelt hat, nun einen Park-and-Ride Platz bauen. Der Bau eines Wohngebiets, eines Kindergartens usw. ist somit erstmal vom Tisch. Da die Fläche im städtischen Bebauungsplan als Verkehrsfläche (Straßenfläche, Straßenbahnwendeschleife, Parkplätze) ausgewiesen ist, bedarf es für einen Park-and-Ride-Platz keines aufwendigen Genehmigungsverfahrens.
Grundsätzlich ist es ja nicht verkehrt, dass Pendler an zentralen Plätzen auf den Öffentlichen Personennahverkehr umsteigen, um die Innenstädte zu entlasten.
Die Mehrheit der Düsseldorfer Ratsfraktionen versucht daher durch die Einführung von Umweltspuren die Nutzung von privaten PKW durch Einzelfahrer unattraktiv zu machen, indem sie die Durchlässigkeit von Hauptverkehrsachsen vermindert. Die Gründe dafür sind relativ klar. Die deutsche Umwelthilfe verklagt bundesweit Städte, um den Schutz der Bevölkerung vor Stickoxiden zu verbessern. Diese werden u.a. von Dieselmotoren bei der Verbrennung von Dieselkraftstoff erzeugt. Das u.a. ist allerdings ein Thema für sich.
Indem der zur Verfügung gestellte Raum für die Bewegung von PKW knapp (Umweltspuren) und teuer (innerstädtische Parkraumbewirtschaftung) wird, sollen die Kosten für den Individualpendler derart hoch werden, dass verstärkt Alternativen genutzt werden.
Der Rheinbahn als lokalem ÖPNV Anbieter muss man zu Gute halten, dass in den letzten Jahren viele Investionen gefruchtet haben, die Metro-Bus- und Schnellbuslinien, der Ausbau der U-Bahn sowie eine intensivere Taktung in der Peripherie haben das Angebot attraktiver gemacht.
Aber, es gibt kaum Veränderungen bei der Anzahl der Stellplätze auf Park-and-Ride Flächen. Jene am Südpark ist seit Jahren voll ausgelastet, alle Ideen für die Errichtung eines Parkhauses etc. sind bislang nicht umgesetzt worden. Hier haben wir also ein großes Versäumnis der Lokalpolitik, die es nicht geschafft hat, den Rahmen für ein städtisches Mobilitätskonzept zu schaffen.
Nun sollen also am Dome in Rath 50 Plätze für P+R ausgewiesen und auf dem ehemaligen Besucherparkplatz der Gerresheimer Glashütte 160 Plätze dauerhaft angelegt werden.
Bei uns hinter’m Haus, also auf der Fläche an der Münchener Straße / Ickerswarder Straße sollen zudem 130 Plätze provisorisch angelegt werden, denn eigentlich plant man ja ein Wohngebiet. Bekanntlich die vorgelagerten politischen und planerischen Verfahren sehr aufwändig und zeitintensiv.
Die Verwaltung muss aber gerade eine schnelle Lösung für die Probleme finden, die durch die Umweltspuren verursacht werden. Und da unsere Fläche immer noch als Verkehrsfläche (Straßenfläche, Straßenbahnwendeschleife,Parkplätze) ausgewiesen ist, bedarf es keines aufwendigen Genehmigungsverfahrens für die Einrichtung eines P+R Platzes.
Taktisch halte ich das Potential für die Anbindung des Viertels an die Metro-Bus und Schnellbuslinien der Rheinbahn für hoch. Diese Linien nehmen Fahrgäste bislang nur am Itter Friedhof (Metro-Bus) bzw. in Garath und im Universitätsbereich auf. Damit würde die Anbindung an den fernen Süden Düsseldorfs (Garath + Hellerhof) sowie die Innenstadt und Oberkassel entscheidend verbessert.
Bislang ist diese Anbindung allerdings laut Rheinbahn Social Media Team nicht geplant, so dass eine P+R Anlage eingerichtet werden soll, die man aufgrund der fehlenden Anbindung an das Fernnetz des ÖPNV nicht sinnvoll nutzen kann. Meiner Meinung nach wird ein unattraktives Angebot den Mobilitätswandel kaum sinnvoll unterstützen.
Hallo Herr Schuch,
ich folge seit den ersten Planungen zum Grundstück an der Ickerswarder / Münchener Straße ihrem Blog. Ihre kritische Sicht auf den städtischen Umgang, ihre PR-Maßnahmen und der Exekution zu aktuellen Sachzwängen, kann ich nur zustimmen. Ein Lob auch zur sprachlichen und textlichen Qualität, die sachlich aber in der Kritik spitz und nicht verletzend formuliert ist, – und Ihrer Prise Humor. Vielleicht kann man sich einmal bei einer „Tasse Kaffee” dazu weitergehend „verlinken”.
In diesem Sinne viele Grüße aus der Nachbarschaft,
Wilfried